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Dorfportrait
Sanft hebt sich die Münsterdorfer Geestinsel von den Störwiesen ab. Das Urstromtal des Tidenflusses Stör prägte die Landschaft. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass hier schon in der Jungsteinzeit (ca. 4300 bis 2300 v. Chr.) Menschen siedelten.
Auf der vor den Fluten geschützten Münsterdorfer Geestinsel, im höchsten Norden des Frankenreichs, baute der Erzbischof Ebo von Reims im Jahre 822 ein Missionskloster, die Cella Welanao (Wellenau/Welna). Der Name Welna ist noch heute auf dem Siegel des Münsterdorfer Kalands (Konsistorium) zu lesen. Die Münsterdorfer Geestinsel erstreckt sich über die Dörfer Lägerdorf, Dägeling, Kremperheide und Münsterdorf. Von hier aus zog der Mönch Ansgar (801-865) über die Stör nach Dänemark und Schweden, um die Wikingerfürsten zu christianisieren. Der silberne Hirtenstab im Wappen der Gemeinde Münsterdorf erinnert an den Mönch, den Apostel des Nordens, Bischof von Hamburg und Bremen.
Das Kloster (lat. monasterium = Münster) gab Münsterdorf seinen heutigen Namen. Die älteste überlieferte Erwähnung des Namens „Munsterdorpe“ datiert von 1189 anlässlich der Stiftung des Klosters Reinfeld. Die einstige kirchengeschichtliche Stellung des Dorfes lebte in der Bezeichnung Kirchenkreis Münsterdorf fort.
Die einst weit ausladende Stör wurde im Mittelalter von zugewanderten Holländern gebändigt; sie legten Deiche an. Furten, Fähren und Brücken führten über den Fluss. Während das gegenüber liegende Itzehoe, Hafenstadt und Ziel der nördlichen Ochsenwege, prosperierte, blieb Münsterdorf in erster Linie eine bäuerliche Siedlung. Das Kloster geriet in Vergessenheit. Es ist nicht überliefert, wo es lag und ob der Standort überhaupt in den heutigen Gemeindegrenzen zu suchen ist.
Vom 30-jährigen Krieg blieb auch die Störgemeinde nicht verschont. Der Gedenkstein für Wallenstein-Eiche am gegenüberliegenden Ufer, erinnert an die Belagerung von Schloss Breitenburg. Auf Münsterdorfer Land wurden Mitte des 20. Jahrhunderts auf einem Kartoffelacker beim Umgraben Silbermünzen gefunden, die hier möglicherweise Wallensteins Soldaten hinterlassen hatten.
Der kleine Münsterdorfer Stör-Hafen gewann in der Zeit der Industrialisierung an Bedeutung. Ab 1878, nach Fertigstellung des Breitenburger Moorkanals/Breitenburger Schifffahrtskanals, fuhren Transportschiffe der Lägerdorfer Kreide- und Zementfabriken durch die Münsterdorfer Schleuse auf die Stör. Die Schleusenbreite prägte die Abmessungen eines Frachtschifftyps, des „Lägerdorfer Ewers“, der unter anderem auf der Itzehoer Werft Fack gebaut wurde. Das Münsterdorfer Schleusenmaß übernahmen auch die Itzehoer Segler beim Bau ihres Vereinshafens an der Grenze Itzehoe/Heiligenstedten.
Die Münsterdorfer Geestinsel liegt auf einer mächtigen Kreideschicht. Neben Lägerdorfer Kreide und Zement wurde auch der im Breitenburger Moor abgebaute Torf von hier aus verschifft. Bis zu 3000 Ewer und Schuten passierten in Hochzeiten jährlich die Schleuse. Lastwagen übernahmen später die Transporte, 1974 wurde die Kanalschifffahrt ganz eingestellt. Wo einst Ewer und Schuten auf die Weiterfahrt warteten, liegen heute die schmucken Motorsportboote des Münsterdorfer Yachtclubs im Hafen hinter dem Deich. Der Breitenburger Moorkanal versank in urwaldähnliche Idylle und dient heute allein der Landentwässerung im südöstlichen Kreis Steinburg und in angrenzenden Gebieten der Kreise Segeberg und Pinneberg.
Auf den letzten Kilometern bis zur Stör zieht sich der Kanal durch die Wiesen des gräflichen Gutes Osterholz – heute Sitz des Golfclubs Schloss Breitenburg. Die 27-Loch-Golfanlage, der Yachthafen, die reizvolle Landschaft zwischen Marsch und Geest tragen zur Attraktivität des Dorfes bei. Darüber hinaus bietet Münsterdorf viel für junge Familien ebenso wie für ältere Menschen: Kindergarten, Grundschule, Kirche, ein reges Vereinsleben, Sporthalle, Tennis- und Fußballplätze, Skateranlage, Bundeskegelbahn, Volkshochschule, Supermarkt, Bankfilialen, Busanbindung, Ärzte, nahe Pflegedienste, soziale Einrichtungen, die Autobahn 23 in wenigen Kilometern Entfernung.
Die Autofahrt nach Hamburg dauert weniger als eine Stunde. Die nahe Elbe, Nord- und Ostsee laden zu Tagesausflügen ein.
Der hohe Wohnwert der Gemeinde, die bewusst auf Industrieansiedlungen verzichtete, sorgte dafür, dass die Baugrundstücke zu den begehrtesten im Kreis Steinburg zählen. Dank behutsamer Entwicklungspolitik hat Münsterdorf seinen ländlichen Charakter bewahrt: Über den Störwiesen die grüne Geestinsel; Baumwipfel überragen die Dächer der meist eingeschossigen Häuser. Und mitten drin die St. Anschar-Kirche, deren Name noch heute an den Apostel des Nordens erinnert.
Ingrid Schwichtenberg
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